Kurz vor der Schulschließung besuchten wir die Firma Zego, einen Textilveredelungsbetrieb in Aschaffenburg-Strietwald. Unsere Klassenkameradin Madalina machte dort  im ersten Halbjahr ein Praktikum als Bürokauffrau. Humna, eine weitere Schülerin, startete dort ihr Praktikum im zweiten Halbjahr. Leider musste sie es wegen der Corona-Pandemie nach der Einführungswoche abbrechen.

Sowohl Humna als auch Madalina haben sich bei Zego sehr wohl gefühlt. Dies liegt sicherlich an dem extrem guten Betriebsklima. Die angenehme Atmosphäre war schon beim Betreten der Firma zu spüren. Frau Bauer, die in der Geschäftsführung arbeitet und uns durch den Betrieb führte, begrüßte jeden von uns einzeln. Beim Rundgang fiel uns auf, dass alle MitarbeiterInnen sich duzen. Frau Bauer sprach alle mit dem Vornamen an und alle grüßten auch sie mit: „Guten Morgen, Tina!“. Frau Bauer erklärte uns: „Bei uns sind alle auf Augenhöhe. Jeder ist gleich wichtig und wird wert-geschätzt. So fühlt sich jeder wohl, kommt gerne zur Arbeit und ist sehr motiviert.“ Madalina berichtete später im Klassenzimmer, dass Frau Bauer sogar ihr Büro selbst saugt, wenn die Reinigungskraft erkrankt ist. Das machen sicherlich nicht viele Chefs!

Zego bestickt oder bedruckt für viele Betriebe in und um Aschaffenburg die Firmenkleidung.

Zego veredelt beispielsweise die Uniformen der Lufthansa-Angestellten, der Polizei aus Nordrhein-Westfalen und die Arbeitskleidung der Firma Logwin. Die Schürzen der Verkäuferinnen der Bäckerei Bickert werden ebenso bei Zego bestickt. Die Firma Joyson lässt die T-Shirts ihrer Mitarbeiter, die beim J.P. Morgen Lauf in Frankfurt teilnehmen,  auch im Strietwald bedrucken. Außerdem steht Zego im Vertrag mit Eintracht Frankfurt…..und hat uns, der Klasse 8a, Brentano-Schul-Shirts spendiert.

Nach einem Rundgang durch das Guthabenlager, das Wareneingangslager, die Stickerei und Näherei durfte sich jeder von uns ein T-Shirt aussuchen. Am Siebdruckkarussell bedruckten wir selbst die Shirts mit unserem Schullogo.

Da es nicht selbstverständlich ist, dass 24 SchülerInnen ein T-Shirt geschenkt bekommen und das noch selbst bedrucken dürfen, möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Frau Bauer und der Firma Zego für diese Großzügigkeit bedanken.

Die Besonderheit dieser Aktion hatte auch das Main-Echo erkannt. Frau Müller wurde beauftragt,  über unsere Besichtigung und den Druck der Schul-Shirts zu berichten sowie unser Praktikumsmodell vorzustellen.

Hier der Zeitungsbericht, der online zu lesen war:

Ei­nen neu­en Weg in Sa­chen Be­trieb­s­prak­ti­ka geht seit Ok­tober die Bren­ta­no-Mit­tel­schu­le: „Sprung­b­rett zur Aus­bil­dung“ heißt das von Kon­rek­to­rin Ju­dith Ha­fer­beck er­prob­te Mo­dell.

Erstmals absolviert die von ihr geleitete Klasse 8a während des gesamten Schuljahrs zwei mehrmonatige Praktika. Ziel ist es, die 14- bis 15-Jährigen intensiver auf eine duale Ausbildung vorzubereiten.

Ab dem kommenden Schuljahr wird das Modell, das es so in der Stadt Aschaffenburg an keiner anderen Mittelschule gibt, für alle achten Klassen der Brentano-Schule verpflichtend sein. Judith Haferbeck hat die Idee aus der Laufacher Mittelschule übernommen, wo sie seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt wird.

„Zu wenige Mittelschüler gehen nach ihrem Abschluss direkt in eine duale Ausbildung“, hat Lehrerin Haferbeck festgestellt. Stattdessen würden weitere Schulen besucht, das Thema „Arbeit und Beruf“ von den meist erst 15-Jährigen gerne mal verdrängt. „Sprungbrett zur Ausbildung“ will das ändern. Judith Haferbeck hat aus ihrem Netzwerk knapp 40 Firmen gefunden, die sich an der Aktion beteiligen. Sie kommen aus den Bereichen Handel, Industrie und Dienstleistung. Weitere Firmen könnten sich gerne melden, so Haferbeck.

Nach jeweils einer Woche Einführung im jeweiligen Betrieb haben die Schüler seit Oktober jede Woche einen ganzen Tag dort gearbeitet. Jetzt wechseln sie das Unternehmen und werden bis zum Schuljahresende ein zweites Praktikum absolvieren. Zum Abschluss des ersten Teils hat sich die Klasse 8a auf Einladung des ZEGO Textilveredlungszentrums in Strietwald zu einer Betriebs-besichtigung aufgemacht.

ZEGO-Geschäftsführer und Eigentümer Johannes Zenglein hat mit Madalina Mehedinteanu erstmals eine Praktikantin aus der Brentano-Mittelschule über mehrere Monate hinweg beschäftigt. „Sie hat sich nachhaltig zum Positiven hin verändert“, bescheinigt er der 15-Jährigen. Die beiden Prokuristinnen Tina Bauer und Nadja Zenglein haben die Jugendliche im Marketing, Web-Design, der Produktion, Näherei und anderen Abteilungen mitarbeiten lassen. „In einem ein- oder zweiwöchigen Praktikum kann man ein Berufsbild nicht richtig vermitteln“, meint Tina Bauer, die das neue Praktikumsmodell sehr schätzt und nun eine weitere Achtklässerin als Praktikantin betreut.

Die Jugendlichen urteilen ebenfalls positiv: Sie seien selbstständiger geworden, hätten sich mehr zugetraut, die unterschiedlichen Berufe – beispielsweise als Kfz-Mechatroniker, Fachverkäufer, Rohrleitungsbauer oder Logistiker – richtig gut kennengelernt. Vier der 24 jungen Leute haben nach dem ersten Praktikum schon ein Ausbildungsangebot erhalten, wie Lehrerin Haferbeck sagt. Sie habe festgestellt, dass sich die „Jugendlichen spürbar weiterentwickelt hätten“, dass ihnen eine Bewerbung nun leichter falle und sich so mancher auch im Unterricht mehr anstrenge, um mit besseren Noten den angestrebten Ausbildungsweg gehen zu können.

Natürlich bereiten auch die anderen Mittelschulen auf die berufliche Praxis vor: So berichtet beispielsweise Christian Raupach, Rektor der Schönberg-Mittelschule in Damm, auf Anfrage, dass die Jahrgangsstufen sieben bis neun verpflichtend zweiwöchige Praktika durchlaufen. Die sogenannte Praxisklasse hat zwei Arbeitstage pro Woche und drei 14-tägige Blockpraktika.

 

Cornelia Müller

 

Stimmen: „Ich bin reifer geworden und habe dazugelernt“

Madalina Mehedinteanu (15): Ich war seit letztem Oktober jeden Donnerstag bei der Firma ZEGO. Es hat mir sehr gut gefallen, ich war in vielen Abteilungen, alle Leute waren freundlich zu mir. Im Marketing war es am besten. Ich denke, ich bin in dieser Zeit reifer geworden und habe dazugelernt, auch was Pünktlichkeit, Durchhaltekraft und den Umgang miteinander betrifft. Das zweite Praktikum werde ich nun in der Bäckerei Hench verbringen.

Dennis Gessler (15): Seit Oktober habe ich jede Woche einen Tag bei Edeka Stenger an der Fleischtheke gearbeitet. Da hat es mir richtig gut gefallen, ich kann mir vorstellen, hier eine Ausbildung zu machen. Ein Angebot dafür habe ich von Stenger bereits bekommen, da freue ich mich. In manchen Dingen bin ich sicher reifer geworden, pflichtbewusster, nicht mehr so kindisch. Fürs zweite Praktikum geht’s nun zu Jack & Jones in die City-Galerie. (comü)